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Initiative "Aufbruch
- anders besser leben"

An den Sekenkämpen 8
34434 Borgentreich

Tel: 0 56 43 - 94 72 32
E-Mail:
aufbruch@anders-besser-leben.de

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Beispiel eines Aufbruch-Wochenendes

Einen Erfahrungsraum für ein anderes Leben

Anregungen von Seminarleiterin Gabi Bott

Die grundlegende Frage ist: Wie kann im begrenzten Rahmen eines Wochenendes ein Vertrauensraum entstehen, in dem die Teilnehmenden sich für neue Aspekte ihres Lebens öffnen und sich gegenseitig ihre Fragen und Ängste mitteilen?
Außerdem: Wie können Sie praktische Anregungen erhalten, die Sie in Ihrem Alltag und evtl. auch in eigenen Gruppen, umsetzen können?

Im Folgenden möchte ich ein Bsp. eines Aufbruch-Wochenendes beschreiben. Es soll als Anregung dienen, nicht als fertiges Konzept.

Freitagabend
Die erste gemeinsame Runde - nach der Anreise - beginnt meist um 20.00 Uhr. Im Gruppenraum hat die Leitung (die immer aus einem Team von 2-3 Leuten bestehen sollte) vorher einen Sitzkreis ohne Tische gestellt, in dessen Mitte ein Tuch, eine Kerze, ein Stein o.ä. liegt.
Nach einem herzlichen Willkommen heißen, stelle ich als erstes den Redestein vor. Ich verwende ihn für die immer wieder vorkommenden Redesteinrunden während des Seminars. Wer diesen Stein in der Hand hat, hat die ganze Aufmerksamkeit der Gruppe, kann reden, schweigen, lachen, weinen... zu was auch immer ihr/ihm zumute ist. In der nun folgenden ersten Steinrunde geht es nicht darum, sich im herkömmlichen Stil vorzustellen, sondern ich lade die Menschen ein, ihren Namen zu nennen und dann ein kleines Erlebnis, das sie in den letzten Stunden oder Tagen hatten, bei dem sie Freude, Dankbarkeit oder Liebe gespürt haben. Eine kleine Begebenheit, bei der diese Gefühle hervorgerufen wurden. Nichts spektakuläres, nichts großartiges. Ich beginne damit, um ein Beispiel zu geben und gebe den Stein dann an meiner/m NachbarIn weiter.
Nach dieser ersten Runde geht es dann um die Hintergründe der Einzelnen und deren Erwartungen für das Wochenende. Ich finde es ratsam, Fragen zur persönlichen Motivation vorzugeben: Was waren Deine Beweggründe Dich zu diesem Seminar anzumelden? Was erwartest Du Dir von dem Seminar? Je nach Größe der Gruppe kann vor einer zweiten Runde ein AB-Gespräch die Atmosphäre auflockern (d.h., eine Person ist A, die andere B: erst spricht A für eine bestimmte Zeit und B hört aufmerksam zu, ohne zu reagieren und zu urteilen; danach wechseln die Rollen). Ein weiterer Vorteil ist, dass die Anwesenden mehr und länger zu Wort kommen und in der anschließenden Runde aufgefordert werden, nur noch die Essenz der ganzen Gruppe zu berichten. Danach folgt das Vorstellen des groben Ablaufplans für die gemeinsame Zeit. Dieser ist recht offen gehalten, gibt zwar eine Struktur vor, lässt aber viel Raum für aufkommende Gruppenprozesse.
Als Abschluss des Abends ist es schön miteinander einen Kreistanz zu tanzen oder ein Lied zu singen.

Samstagmorgen
Vor dem Frühstück, beginne ich immer mit Körper- und Wahrnehmungsübungen, Yoga, Sitz- oder Gehmeditation. Nach dem Frühstück treffen wir uns wieder im Gruppenraum. Zur Einstimmung lese ich einen inspirierenden Text vor und gebe dann den Stein herum mit der Frage nach der momentanen Befindlichkeit. Als nächstes finde ich es wichtig, viel Raum zu lassen für das Mitgebrachte der TeilnehmerInnen. Jetzt ist Zeit für das Austauschen der eigenen Erfahrungen, die man mit dem Thema "anders besser leben" gemacht hat. Die Lust und den Frust daran. In Seminaren ab ca. 6 Teilnehmenden schlage ich Kleingruppenarbeit (3-4 Personen) vor, in der man sich gegenseitig eigene Erlebnisse erzählen, sie stichwortartig mitschreibt und anschließend der großen Gruppe kurz vorstellt. Die Zettel sollten an die Pinnwand aufgehängt werden, so dass sie für alle sichtbar und noch mal nachgelesen werden können. Dann ist meist Zeit für eine Pause.
Nach der Pause ein paar Streck- und Reckübungen.
Gerne biete ich auch eine Begegnungsübung an: Alle gehen im Raum herum, schauen sich noch mal um, wo sie sich hier befinden. Sie nehmen dann Augenkontakt mit den Anderen im Raum auf, nehmen wahr wer noch hier ist und bleiben irgendwann vor jemanden stehen. Sie nehmen wortlos Kontakt auf, ohne sich zu berühren.
Ich sage dann sinngemäß Sätze wie:

"Dieser Mensch, der da vor Dir steht, hat sich auch die Zeit genommen heute hier zu sein, sich dem Thema "anders besser leben" zu widmen."
"Dieser Mensch will auch Verantwortung übernehmen in dieser Zeit des Wandels und der großen Herausforderungen."

Dann weise ich auf die Einmaligkeit von jeder Person hin:
"Erahne die Fähigkeiten und Weisheiten, die in jeder/m noch im Verborgenen schlummern."
Es ist immer wieder erstaunlich, wie intensiv diese recht einfache, kleine Übung ist: Sich den Anderen zu öffnen, sich gegenseitig sehen zu lernen und sich nicht hinter Worten zu verstecken, kann innerlich sehr berührend sein. Und es kann das Gefühl hervorrufen sich nicht alleine zu fühlen auf dem Weg zu einer anderen, zu einer lebensbejahenden, nachhaltigen Lebensweise.
Danach kann sich dann ein Impulsreferat anschließen. "Was ist ein gutes und global verantwortliches Leben?" "Was haben Gruppen für eine Funktion?" "Welche Bedeutung hat der/die Einzelne für den Aufbruch?" Danach Fragen, Diskussion, Gespräch darüber, entweder in der ganzen Gruppe in Kleingruppen oder als Zweiergespräch. Zum Abschluss des Morgens noch ein Kreistanz oder Lied.
Mittagspause – nicht zu kurz, mind. 2 Stunden

Samstagmittag
Nach der Mittagspause ist oft ein "toter Punkt" spürbar. Da bietet es sich an, raus zu gehen für einen gemeinsamer Spaziergang, bei dem wir schweigend, jede/r für sich Gehmeditation übt. Dabei achtet man auf die Empfindungen die entstehen, wenn der Fuß gehoben wird, in der Luft ist, wieder aufgesetzt wird, usw. – eine Übung um ganz in der Gegenwart zu sein. Auch verschiedene Natur - Wahrnehmungsübungen können hier für ca. 1 Stunde angeboten werden.
Nach der Rückkehr schließt sich eine halbstündige Kaffeepause an, bevor wir uns wieder im Gruppenraum treffen.
Thema Kraftquelle: Am Morgen bei dem Impulsreferat und auch bei dem Spaziergang in der Natur ist dieses Thema schon enthalten. Jetzt können wir noch mal jede/r für sich nachspüren, wo die eigenen Kraftquellen liegen: Was gibt mir Kraft? Was unterstützt mich? Nach einer kurzen Zeit der Eigenreflektion, Austausch in Kleingruppen und anschließendes Mitteilen von Einer/m aus der Kleingruppe für Alle – aufhängen an die Pinnwand.
Thema politische Dimension: Was hat mein ganz persönlicher Lebensstil für politische Auswirkungen? Was ist der Zusammenhang individueller und politischer Veränderungen? Was ist die politische Herangehensweise des "Aufbruchs"? Kurzreferat, Kleingruppenarbeit, Diskussion, Gespräch
Am Ende des Nachmittags wieder ein Tanz oder ein Lied.
Abendessen

Samstagabend
Für den Abend ist es oft schön den Raum zu wechseln, sich in lockerer, gemütlicher Stimmung zusammen zu setzen, in Gesprächsform über die Entstehung der Aufbruch – Initiative und den aktuellen Stand zu informieren und Fragen dazu zu beantworten. Wie der Abend sich weiter entwickelt liegt natürlich individuell bei jeder Gruppe selbst, z.B.: Geschichten erzählen, Gedichte vortragen, Improtheater spielen..., der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Sonntagmorgen
Am Sonntagmorgen beginnen wir wie am Vortag mit Körperübungen vor dem Frühstück.
Nach dem Frühstück, Treffen im Gruppenraum, Einstimmung durch ein Gedicht oder kurzen Text und anschließend eine Steinrunde zur momentanen Befindlichkeit und ob noch etwas von gestern übriggeblieben ist, was gesagt werden möchte.
Dann Einladung zu einem Brainstorming: "Wie könnte sich der Aufbruch in Deiner schönsten Phantasie entwickeln?" "Wie könnte unser Leben im Sinne des "Aufbruch´s" aussehen?" Kurze Zeit der Stille zur Eigenbesinnung, dann laut in den Raum die Phantasien und Vorstellungen aussprechen. Eine Person schreibt, auf einem Zettel an der Pinnwand mit. Es muss nicht alles erfasst sein, wichtig ist, dem Prozess seinen Lauf zu lassen.
Jetzt können sich Informationen anschließen, sowohl durch die LeiterInnen, als auch durch die TeilnehmerInnen. Was gibt es schon alles an gelebten Beispielen, unterstützenden Initiativen und praktischen Tipps. Außerdem Fragen wie: Was brauchst Du noch an Infos? Wie läuft die Vernetzung? Wie kann eine Gruppe gestartet werden? Wieviel Zeit kann und will ich in die Initiative investieren?...
Nach einer Pause und ein paar Reck- und Streckübungen schließt sich eine Übung an, bei der jede/r sich gemütlich mit Zettel und Stift in eine Ecke setzt und 6 von mir gestellte Fragen in Selbstreflektion beantwortet:

Übung: Meinen Weg finden
Die Fragen sollen helfen, den eigenen Weg in eine zukunftsfähige Lebensweise zu finden. Sie sollen helfen, klarer die eigene Vision vor Augen zu haben, sozusagen schwarz auf weiß, nachdem sie aufgeschrieben ist. Aber genauso wichtig wie die Vision, ist der nächste Schritt darauf zu - vom jetzigen Standpunkt aus.

Frage 1: Was ist Deine Vision, wie Du in 5 Jahren leben möchtest? (Bitte von der Idealvorstellung ausgehen, nicht so sehr am Ist-Zustand orientiert).

Frage 2: Welche inneren und äußeren Ressourcen stehen Dir jetzt schon zur Verfügung, um diese Vision wahr werden zu lassen? (z.B.: Geduld, Wissen, PartnerInnen, Geld...)

Frage 3: Welche inneren und äußeren Ressourcen fehlen Dir noch, um die Vision zu realisieren ?

Frage 4: Wie und wo stehst Du Dir selbst im Weg? Wo blockierst Du dich selbst?

Frage 5: Was würde Dir helfen, diese Blockaden zu überwinden? Was könnte Dich unterstützen?

Frage 6: Was ist der erste Schritt in Richtung Realisierung? Nenne einen konkrete Schritt, den Du in den                 nächsten Tagen umsetzen wirst, umsetzen kannst, um Deiner Vision etwas näher zu kommen.

  • Für jede Frage lasse ich ca. 3 min. Zeit, wenn die Teilnehmenden die Frage mitschreiben, haben sie zu Hause noch Gelegenheit, sich weiter damit zu beschäftigen.
  • Im anschließenden Bekräftigungsritual steht jede/r auf und sagt sich und der Gruppe laut den persönlichen nächsten Schritt (Antwort 6). Damit bekräftigt sie/er noch mal den Entschluss dazu.
  • Für die abschließende Feedbackrunde (Steinrunde) gebe ich 3 Fragen vor: Was nehme ich mit von diesem Wochenende? Was hat mit gefehlt? Was ist mir noch wichtig mitzuteilen?
  • Zum Abschluss tanzen wir noch einen Kreistanz oder singen zusammen.
  • Danach widme ich die Arbeit dem inneren und äußeren Frieden dieser Welt: "Möge sich alles Positive, was an diesem Wochenende entstanden ist, ausbreiten und zum Frieden dieser Welt beitragen! Mögen alle Wesen glücklich sein!"

Das ist eine von vielen Möglichkeiten wie ein Aufbruch - Seminar ablaufen kann. Es hängt immer von den Leitenden und den Teilnehmenden ab, wie sich die gemeinsame Zeit gestaltet. Ich finde es sehr wichtig, dass möglichst viele Sinne und Ebenen des menschlichen Seins an solch einem Wochenende angesprochen werden.
In diesem Sinne wünsche ich viel Spaß beim Experimentieren.