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Beispiel 7: Übungen in Achtsamkeit und Einfachheit

Achtsamkeit lernen im Haus Maitreya im Bayerischen Wald

Gerhard Breidenstein, evangelischer Theologe und Mitbegründer der Aufbruch-Initiative, hat sich für eine Woche "Leben in Achtsamkeit" im Haus Maitreya angemeldet und berichtet von seinen Erfahrungen:
Hier, im "Zentrum für achtsames Leben" wird alles zur meditativen Übung: das Kochen, das Essen, das Spülen, das Putzen, jeder Gang und jede Bewegung. Alles soll in wacher, bewußter Aufmerksamkeit vollzogen werden, nichts nur nebenbei in gewohnter Routine. Das geht eigentlich nur, wenn man alles betont langsam ausführt".
Während manche klugen Leute inzwischen von "Entschleunigung" unseres Lebens-Stils reden und schreiben, wird sie hier gelebt. "ich hole eben noch schnell meine Jacke", sage ich, weil es nach Regen aussieht kurz vor der gemeinsamen Geh-Meditation durch den Wald. "Ich hole meine Jacke langsam", sagt Eva darauf, eine der fünf Personen, die zur Zeit den Kern der Sangha (spirituelle Gemeinschaft) bilden und ständig hier leben. Sie sagt es nicht belehrend, sondern schmunzelnd, fast genießerisch. Alle neu Ankommenden brauchen einige Zeit, bis sie sich auf das ungewöhnliche Tempo bzw. Nicht-Tempo dieser Gemeinschaft eingeschwungen haben. Wie gut es tut und wie nötig es ist, um wirklich achtsam sein zu können, merken sie viel schneller.
Immer wieder am Tag erklingt von irgendwoher eine Klangschale oder ein Gong, immer laden sie ein zum Innehalten, zum Unterbrechen des Redens oder Tuns, zum wahrnehmen des Atems und damit des Lebens. Sogar das Telefonklingeln nutzen die SchülerInnen Thich Nhat Hanh´s (ein vietnamesischer Mönch und buddhistischer Lehrer - siehe Literaturliste "Die 5 Pfeiler der Weisheit") als "Glocke der Achtsamkeit", als Wecker aus der Alltagsroutine, als Ruf ins Bewußtsein des Hier und Jetzt. "Laßt es dreimal läuten, bevor ihr langsam zum Telefon geht. Wenn es wichtig ist, wird der Anrufer lange genug läuten lassen."
Der Spülraum, wo jede/r sein oder ihr eigenes Geschirr abwäscht und wegräumt, ist ein Schweigeraum, und an der Wand hängt der Spruch "Geschirrspülen ist wie einen kleinen Buddha baden". Tatsächlich hielt ich, seit ich ihn las, die gläserne Nachtisch-Schale behutsam wie einen Babykopf in meiner Hand, und ich denke seitdem: Wäre ich immer achtsam, würde ich nie mehr etwas zerbrechen, verschütten, anbrennen lassen oder verlegen, ich würde nicht mehr stolpern, keinen Unfall verursachen und vor allem. Ich würde kein unbedachtes Wort mehr sagen...
Das Leben im Haus Maitreya ist gewiss nicht alltäglich in der Weise wie der Alltag einer Hausfrau mit kleinen Kindern, einer Lehrerin in turbulenten Schulen, eines Geschäftsmannes im betriebsamen Büro oder eines Schichtarbeiters im dröhnenden Maschinensaal: Es ist von klosterähnlicher Abgeschiedenheit. Nicht einmal Zeitungen lassen sie dort herein! Andererseits gibt es dort auch alltägliche Arbeit. Und es gibt Übungshilfen, um zu trainieren, dass aus meiner momentanen Achtsamkeit allmählich längere Strecken werden; um zu lernen, dass ich alltägliche Begebenheiten wie die Telefonklingel, die rote Ampel oder das Warten auf Bus, U-Bahn oder Zug zum bewussten Atmen nutzen kann; um zu üben, die Sammlung und Wachheit vom Sitzkissen dorthin zu übertragen, wo ich sie am dringendsten brauche: in den alltäglichsten Alltag...
Als mich Christian am Ende meines Aufenthaltes im Haus Maitreya zum nächsten Bahnhof fuhr, ging mir durch den Kopf: Ich will nie mehr schnell gehen! Und wenn nachher ein Zug mir vor der Nase wegzufahren droht? Dann werde ich achtsam rennen.
(gekürzt aus einem ausführlichen Bericht in der Connection Spezial 52)


Intersein-Zentrum, Haus Maireya, Unterkashof 2 1/3, 94545 Hohenau,
Tel. 0 85 58 - 92 02 52, Fax. 434,

Email: post@intersein-zentrum

www.intersein-zentrum.de


Sonnenhaus Beuron: Einfach leben, damit andere überleben.
Meditativer Alltag in einer christlichen Meditationsstätte mit weltweiter Wirkung

Das Sonnenhaus Beuron liegt im Tal der jungen Donau, nicht weit von der berühmten Benedektinerabtei entfernt. Seit 20 Jahren leitet dort der Jesuit Bernhard Scherer die "Christliche Meditationsstätte Sonnenhaus Beuron - Eine Welt". In Meditations-Exerzitien und Fastenwochen für Leib und Seele wird ganzheitliche Erneuerung und Solidarität mit der Dritten Welt in origineller Weise miteinander verbunden. Die Redaktion des Magazins weltweit hat mit Pater Scherer über sein Werk gesprochen:

Weltweit: Pater Scherer, Sie leiten in Beuron ein etwas ungewöhnliches Exerzitienhaus. Die Zimmer und das Essen sind einfach. Die Teilnehmer sind eingeladen, sich an den Hausarbeiten zu beteiligen. Und das Seltsamste: Sie brauchen keine Zuschüsse, sondern Sie unterstützen auch noch Projekte in der Dritten Welt.

Scherer: Das ergibt sich aus der Art und Weise, wie wir die Kurse gestalten. Wir führen hin zu christlicher Kontemplation. Aber zugleich geht es um die Einübung in einen einfachen Lebensstil, und daraus erwächst christliche Weltverantwortung, Verantwortung für unsere kleine Welt und für die große Welt, in der wir leben.

Weltweit: Haben Sie deswegen Ihr Haus "Sonnenhaus Beuron - Eine Welt" genannt?

Scherer: In der Tat. Wer in unser Sonnenhaus kommt, erfährt, wie gut es tut, einfacher zu leben. Ihm kann bewußt werden, wie lebensbehindernder Überfluß auch sein Leben bestimmt. Die Frage kann auftauchen, wohin er fließen soll. Es genügt oft der Impuls: Teilen mit denen, die nichts haben! Das Sonnenhaus ist so eine sehr lebendige Brücke geworden zwischen der sogenannten Ersten und der Dritten Welt, die schließlich Teile der Einen Welt sind.

Weltweit: das Sonnenhaus wird in diesem Jahr 20 Jahre alt. Wie zu erfahren ist, haben Sie in dieser Zeit über 6 Millionen DM für den Bau ganzer Dörfer in Indien zur Verfügung stellen können. Wie kam dieser "Überschuss" zustande?

Scherer: Zunächst gibt es bei uns einfache Mahlzeiten, d.h. nur einen Gang, nicht zwei oder drei. Die Teilnehmer und TeilnehmerInnen sagen immer: es ist einfach gut. Dann kommen bisherige Kursteilnehmer immer wieder ins Haus und arbeiten hier für kürzere oder längere Zeit unentgeltlich mit, eine Art Entwicklungsdienst in der Heimat für die Dritte Welt. Von 1980 - 1999 haben uns rund 1800 Kursteilnehmer 10.000 Arbeitstage geschenkt. Dadurch konnten wir viele Personal- und Handwerkerkosten sparen. Eine ganz wichtige Sache ist das Verteilen des Sonnenhaus-Brotes in den Städten. Allein dadurch haben wir 1,6 Millionen DM für die Armen in Indien ermöglicht. Schließlich gibt es immer noch größere und kleinere Spenden, die direkt für unsere Projekte in Indien gegeben werden.

Weltweit: Hier im Sonnenhaus Beuron bieten Sie Meditationsexerzitien an. Wie sieht dieses Angebot konkret aus?

Scherer: Unser Angebot umfaßt einen Hinführungskurs zum existentiellen Beten, einen Grundkurs zur Einübung in die Kontemplation, einen Intensivkurs und Meditations-Einzelexerzitien. Unter anderem beinhalten diese Kurse die leiblich-geistliche Einübung in Lebenshaltungen und -wahrheiten mit existentieller Atemerfahrung. Es gibt Übungen zur Sensibilisierung der äußeren und inneren Sinne und der Fähigkeit, intuitiv zu erkennen. Die Kurse verlaufen durchgängig im Schweigen. Die einfachen Sonnenhaus-Mahlzeiten bestehen aus Vollwertkost. Abends halten wir eine meditative Mahlzeit mit Brot und Milch. Auf Wunsch ist auch Sonnenhaus-Heilfasten möglich. Die Kurse dauern in der Regel 10 Tage.... Unser Ziel ist es, daß die TeilnehmerInnen einen einfachen Lebensstil kennenlernen, der in der heutigen Menschheitssituation verantwortbar ist. Damit verbunden ist ein tiefgehender Umkehrprozess - in der Erfahrung mit sich selber und in der Überprüfung der persönlichen Lebensweise. Das Ergebnis hängt immer davon ab, wie ernst die TeilnehmerInnen mitmachen. Es kommt nicht selten vor, dass Teilnehmer ein ganz neues Leben anfangen oder auch die Situation in ihrer Familie, ihrem Beruf ganz neu sehen und verstehen lernen.

(Dieses Interview wurde gekürzt und zusammengefaßt dem Sonderdruck aus welt-weit 1/99 entnommen. Das Sonnenhaus bietet im Eigenverlag Broschüren mit Meditationsübungen an. Siehe auch Literaturliste)


Infos: Christliche Meditationsstätte Sonnenhaus Beuron - Eine Welt,
88631 Beuron, Tel: 0 74 66 - 209

Email: office@sonnenhaus-beuron.de

www.sonnenhaus-beuron.de


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